Pirogue de plaisance
Rasche Begeisterung für den Ausbau einer Piroge:
Im November 2022 kommt der Architekt Pascal Versiglioni mit dem Vorhaben stürmisch auf uns zu. Eine «PIROGUE DE PLAISANCE» von 30 Meter Länge soll ausgebaut werden – für Herrn Ndiaye, einem Unternehmer in Dakar. Der Funke springt; die Piroge wird in der Bootswerft in Kafountine, nur 15 Km von Albadar entfernt, gerade als Rohbau fertiggestellt. Wir legen mit der Planung gleich los; studieren Möglichkeiten der Konstruktion und klären ab, welche Materialien zur Verfügung stehen. In einer langen Liste legen wir fest, was wir in Senegal besorgen können und was von Pascal aus Europa importiert werden muss.
Einen finanziellen Beitrag an unsere Vorleistungen in Rechnung zu stellen, hat uns Pascal abgeraten; wir werden den Auftrag bestimmt bekommen. Wir sollten auf Vertrauen setzen. Bis zu unserem konkreten Angebot dauert es mit allen Abklärungen und Rücksprachen länger als gedacht, am 31. Dezember ist es dann soweit, unser Angebot steht. Bis das Schiff mit einem Spezialtransport nach Albadar gebracht würde, hätten wir Zeit für die Materialbeschaffung. Ca. 18 Monate würden wir für den Bau brauchen. Verschiedene Helfer in der Schweiz und im Senegal stehen bereit, wir sind begeistert.
Doch jetzt setzt Funkstille beim Auftraggeber ein. Es war doch, gepaart mit stetigem Preisdruck, große Eile angesagt und jetzt plötzlich kein Termin mehr vor Augen, wann das Schiff zu Wasser gehen soll? Vom Schweigen irritiert laden wir im Mai Pascal zu einem Gespräch ein. Wir fordern eine würdige Zusammenarbeit. Wir wollen einen Bescheid, ob unsere zusätzlich offerierte 3D Visualisierung erstellt werden soll, und wir wollen einen finanziellen Beitrag für unsere Vorleistungen. Pascal versteht und entschuldigt sich, womit die Basis unserer Zusammenarbeit wieder hergestellt ist. Wenig später kommt die Bestellung für die 3D Visualisierung, inkl. Anzahlung. Ein Beitrag an unsere Vorleistungen steht noch aus.
Nach wie vor; die Aufgabe begeistert – und wer weiss?
«Dieu et grand», pflegt man im Senegal zu sagen.
September 2023, Kurt Koch
Die Piroge steht im Rohzustand auf der Werft in Kafountine. |
Bei der ersten Besichtigung mit dem KAYADJ-Team lehnt sie in minimaler Schräglage wagemutig an dem Rest eines alten Bootes. Um sicher aufzusteigen und auf der Piroge zu arbeiten, muss sie zunächst sicher abgestützt werden. Bis die Materialien und Werkzeuge die Leiter hochgetragen werden können, vergeht bereits gut eine Stunde. | Niemand weiß, warum der eigens für einen edlen Ausbau beauftragte Bootsrohbau bereits mit einem Deck, einem Zwischenboden und diversen Wänden versehen worden ist. Und dass alle Wege in den unteren Bereich mit schweren Hölzern vernagelt wurden, lässt auch nur vermuten, dass dort keine Schlafplätze eingerichtet werden sollen. Aber es fragt auch keiner nach dem Warum. |
Mit großem Engagement werden Bretter numeriert, demontiert und weggetragen. Einige von ihnen sollen später in Abadar überarbeitet und wieder eingebaut werden. |
Mit jedem ausgebauten Brett werden die Dimensionen des dreißig Meter langen Boots deutlicher. Aber die Demontagearbeiten sind noch lange nicht fertig. | Zwei Tage später ist die Demontage abgeschlossen, und die Grundreinigung kann beginnen. |
Es gibt keinen Strom vor Ort und auch kein fließend Wasser. Für den Kärcher wird ein Generator aus Albadar mitgebracht. Und das Wasser wird in 10l-Kanistern vom Nachbargrundstück geholt, die Leiter hochgetragen und in eine Tonne umgefüllt. | Parallel zu der umfangreichen Reinigung arbeiten die anderen an dem Gerüst für eine maßgeschneiderte Plane, die das Boot bis auf weiteres nicht vor ungewünschten Übernachtungsgästen, wohl aber vor weiterer Verschmutzung und vor allem vor Regen schützen soll. |
Bevor die Plane über das Gerüst gespannt werden kann, muss aber noch der Innenraum der Piroge für die beauftragte 3D Visualisierung vermessen werden. Ein Blick in das Holzboot verrät, dass das nicht in einer Stunde oder einem Tag gemacht ist. | Keine Länge gleicht einer anderen, jeder Winkel muss berechnet werden. Schnüre werden gespannt, Markierungen vorgenommen, der Zollstock angelegt, und Maße in eine Kladde geschrieben. Das ist Chefsache. Kurt Koch kann hier nicht alles deligieren. |
Eine Woche später kann endlich die Plane gespannt werden. |
Da steht sie nun, die verpackte Piroge, und wartet auf die Entscheidung, |
Stand: November 2023