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Bericht aus dem Schreiner-Projekt in Albadar, Senegal (Nov. 16- Jul. 17)

Bericht aus dem Schreiner-Projekt in Albadar, Senegal (Nov. 16- Jul. 17)

Bericht aus dem Schreiner-Projekt in Albadar, Senegal (Nov. 16- Jul. 17)

Die wichtigsten Aktivitäten in diesem Jahr (Nov. 16 – Juli 17)

Abgeschlossene Arbeiten:

  • Wir haben 6 Tische für unsere interne Schule hergestellt und verschiedenes dabei ausprobiert: Die Tischblätter bestehen aus zwei gehobelten lokalen Sperrholzplatten mit Umleimer und die Füsse aus Ditax-Holz, das bei uns in Strandnähe üppig wächst. Die Verbindung zwischen Blatt und Füssen haben wir aus Eisen hergestellt.

Im Dezember 16 sind unsere Zürcher Freunde, insgesamt 8 Personen, 4 davon Wandersgesellen nach Albadar gekommen – eine Verdoppelung der Personen im Atelier und eine intensive und lebendige Zeit, die bis Ende Februar gedauert hat. Der letzte der Wandersgesellen ist noch bis Mitte April geblieben.

  • Die Zimmerer haben einen 11m langen Dachträger für den Durchgangsraum zwischen Haupt und Hobelatelier gebaut und montiert.
  • Die Metaller haben eine Verleim-Presse für den Bau von „Leimbindern“ (aus einzelnen Brettern verleimte Balken) gebaut und montiert.
  • Ein Schreiner hat eine Durchgangstüre zwischen den Ateliers entworfen und gebaut.
  • Wir konnten erste Leimbinder herstellen, die dann zum Decken des Hobelateliers verwendet wurden.
  • Neben dem Durchgangsraum und dem Hobelatelier haben die Zimmerer auch unser Abfalltrennungs-System gedeckt.
  • Ein „Nachzügler“ baute noch verschiedene Geschenke, wie Küchenmesser, eine kleine Warmwasseraufbereitung und Holzkreuze für unsere katholischen Kunden.
Atelier1  Kreuze  Tisch1

 

Seit sich unser Präsident Macky Sall für die duale Bildung ausspricht und sich André Ehemba als unser administrativer Mitarbeiter einsetzt, sind die Inspektoren der „Inspection d’Academie de Ziguinchor“ nach Albadar gekommen – ein zweites Mal mit Abdoulaye Sarr, dem Projektverantwortlichen von „le projet accès équitable à la formation professionnel“ für ländliche Gebiete. Eine Initiative von Luxembourg, die mit Geldern der EU etwas gegen den Einwanderungsdruck in Europa unternehmen will. Ein drittes Mal sind wichtige Frauen von Dakar gekommen, deren Funktionen mir nicht klar sind. Alle bestens bewirtet von KAYADj. Der Chefinspektor N’diaye von Ziguinchor ist begeistert von unserer Arbeit und verspricht alles für eine sehr rasche definitive Betriebsbewilligung für KAYADj zu unternehmen. 0-Problem-Stimmung wird verbreitet. Das war am 28. März. Bis heute hat er nicht einmal das Dossier nach Dakar gesandt.

  • Die Organisation im Atelier hat Fortschritte gemacht. Wir arbeiten nun mit einem verbindlichen Stundenplan, einem Ämterplan und einer Arbeitsplanung, in der die Verantwortlichkeiten klar verteilt sind.
  • An unserem Seminar 2017 vom 2. Bis 4. Juli in Diannah-Plage haben wir, die Mitarbeiter von KAYADj, demokratisch beschlossen, nun auch Schulabgänger ohne Berufserfahrung aufzunehmen um die Auswahl zu vergrössern und neben Serien auch Einzelaufträge auszuführen. Für unser nächstes Serie-Produkt ist ein einfacher Schrank auf dem ersten Platz. Leider ist unser Sekretär krank gewesen. Alle Teilnehmenden sind enger zusammengeschweisst worden. Auch die Jungen, die nun ein Jahr absolviert haben, sind richtig gut integriert, das wirkt sich positiv auf die Arbeitsmoral aus!
  • Mit vielen Turbulenzen konnten wir unseren tollen funkelnagelneuen Toyota Hilux, teilfinanziert von der miva, am 28. / 29. Juni von Dakar nach Albadar fahren. Etwas, auf das wir uns mindestens in den nächsten Jahren verlassen können – wunderbar.
Organisation  Stundenplan  AtWork5

 

Angefangene Arbeiten:

  • Die Dreiecktische, für die unser Förderer Hans Urs Lauber ein Modell gemacht hat, sind beinahe fertig. Hier hat uns eine Spritzpistole gefehlt um den ersten Farbanstrich ab zu isolieren, in der Zwischenzeit haben wir in Dakar eine Pistole besorgen können.
  • Für die Bettsofas haben wir den zweiten Prototyp fertig gestellt. Mit einer kleinen Korrektur sind wir nun dabei, eine 0-Serie von 25 Stück in 5 verschiedenen Hölzern herzustellen. Das ausgehobelte Holz haben wir laufend im Container, in mittlerem Feuchteklima gelagert, bis wir die Termitenplage im Container feststellen mussten, die wir nun mit aller Konsequenz angehen.
  • Schon letztes Jahr hatten wir einen Angriff von Termiten im Container und als Antwort alle Fugen des 30mm Melaminharzbeschichteten Sperrholzbodens und alle Schraubenlöcher mit einer Mischung von Lack und Termiten-Gift gefüllt und 5mm überhöht. Jetzt ist der Boden stellenweise morsch gefressen. Wir hatten das so spät erst bemerkt, weil sich die lichtscheuen Tiere nie ganz bis zur Oberfläche durchfressen.
  • Nun haben wir das ganze in den Containern gelagerte Material auf Paletten im Atelier gelagert, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 95 %. Die ganzen Gestelle ausgebaut, den Sperrholzboden heraus operiert, den Zwischenraum zwischen Erdreich und Eisenkonstruktion mit Erde aufgefüllt und verdichtet, zwischen den eisernen Bodenträgern Armierungseisen eingeschweisst und mit Beton auf ein unteres Niveau ausgegossen. Nun fehlt noch die Teerschicht, ein oberer Betonüberzug, das Versetzen der Lampen, die Anpassung und Montage der Gestelle und dann das grosse Einsortieren. Das muss noch vor der Sommerpause geschehen, wir arbeiten mit Hochdruck, zur Zeit mit beinah allen Jungs von Mongens 7 Uhr bis 8 Uhr Abends, und dies in der Regenzeit, wo die Meisten nur wie tote Fliegen herumhängen. Auf meine Jungs kann ich wirklich stolz sein!
  • Einen Altar für eine neue Kirche in Nioumune, einer nah gelegenen Insel, ist knapp fertig, wir warten noch auf letzte Angaben für kleine Anpassungen des Priesters. Da der Bau mindestens 9 Monate Verspätung hat, sind wir mit der Fertigstellung blockiert.
  • Bei den 2016 montierten Fischtrocknungs-Anlagen in Kafountine haben wir einen unangenehmen Schaden feststellen müssen. Die als Bootssperrholz verkauften Sperrholzplatten halten trotz mehreren Anstrichen einer sehr teuren Lasur der Witterung nicht stand. Die Seiten der Trockner belegen wir nun nachträglich mit einer Aluminium-Platte. Die Schubladfronten und Kannten reparieren wir mit unserem importierten PU-Klebstoff und sämtliche Kannten verdichten wir nachträglich mit einer Epoxi-Schicht - das Bestmögliche für den Moment.
Dreieckstisch  Fischtrocknungsanlage  Termitten 

 

Geplante Aufgaben für das kommende Jahr, ab November 2017

  • Die angefangenen Arbeiten sind auf jeden Fall abzuschliessen.
  • Annelise Ehemba möchte gerne, dass wir die neue Bar für das Hotel Kadiandoumagne in Ziguinchor im nächsten Jahr bauen. Da warten wir auf Zeichnungen des Architekten.
  • Wie im Seminar beschlossen, wollen wir eine Serie von einfachen Schränken für die lokale Bevölkerung in Angriff nehmen.
  • Unser scharfes Werkzeug ist aufgebraucht, die Schärfmaschinen sind dringend einzurichten und zwei Auszubildende darauf einzuarbeiten.
  • Unser Container, der schon drei Jahre in Seon in der Schweiz steht, wollen wir nach Albadar bringen lassen und das Material unter Dach bringen.
Atelier2  AtWork2  Schweissen 

 

Im Dezember 2017 kommt Andi Müller für ein drittes Mal nach Albadar, leider nur für drei bis vier Wochen, diesmal mit seinem Sohn Miro, der Metallbauer ist. Im Frühjahr 2018 kommen Hans Urs Lauber und Peter Burkhardt, zwei Schreinermeister, für kurze Zeit in Albadar aushelfen. Diese wichtigen Besuche wollen geplant sein!

Wenn wir es irgendwie schaffen, einen Schreinermeister, Techniker oder Werkmeister in der Schweiz, Deutschland oder Dänemark zu finden und zu finanzieren, der für eine längere Zeit (bis Ousmane, Ibrahima Coly, eventuell auch Lamine wirklich ausbilden können und einige jüngere auf gutem Wege sind) bleiben würde, wäre das wirklich toll und wichtig!

Ich bin einfach immer mehr das Nadelöhr. Die Kluft zwischen dem, wo wir sind, und dem, wo wir hin könnten, ist enorm. Die Infrastruktur ist da und vieles funktioniert auch schon. Die Jungs fressen mich hungrig nach Information auf, während ich zunehmend mit administrativem Quark beschäftigt bin und sich die Inspektoren bereits um die Lorbeeren der dualen Berufsbildung balgen. Glücklicherweise bin ich gesund und munter.

21. Juli 2017, Kurt Koch